VON
BETTINA KÜSTER
Sie möchten einen Hund aus dem (Auslands)-Tierschutz adoptieren? Das ist wunderbar, doch einige Regeln sollten sie dabei beachten, besonders wenn der Hund aus dem Ausland kommt. Mittlerweile ist der Markt der Hunde, die aus dem Ausland kommen unüberschaubar. Viele dieser Hunde werden wieder zurück gegeben , weil sie im neuen Zuhause nicht zurechtkommen oder krank sind und die neuen Besitzer sich die hohen Tierarztkosten nicht leisten können. Manche Hunde entlaufen bei der Übergabe oder in ihrem neuen Zuhause, weil sie mit der neuen Situation nicht zurecht kommen. Oft ist es so, dass solche Hunde nicht mehr ´eingefangen´werden können, da sie es niemals gelernt haben, sich von Menschen anfassen zu lassen.
Hunde, die aus dem Ausland ´eingeführt´werden, haben ein schweres Los klar zu kommen in Deutschland, zwar nicht alle Hunde aber viele:
– Die Hunde leiden an Überforderung, weil von ihnen sofort verlangt wird, zu 100 % zu funktionieren. Sie haben vorher nur auf der Straße gelebt und nicht in einer Wohnung. Die Hund sind dann meist ängstlich in geschlossenen Räumen.
– Sie sind viel zu früh als Welpe von der Mutter getrennt worden und zeigen typische Verhaltensauffälligkeiten, wie Aggressivität, Hyperaktivität oder Ängstlichkeit.
– Die Hunde haben nie gelernt, sich von Menschen anfassen zu lassen.
– Die Hunde trauern, weil sie von Mutter oder Geschwistern getrennt wurden.
– Die Hunde besitzen einen gefälschten Impfpass, sind jedoch nicht geimpft, was sich anhand eines Bluttests nachweisen lässt.
– Sie sind teilweise von Würmern, Parasiten oder Krankheiten befallen.
Diese Liste ließe sich noch beliebig weiterführen.
Der Hundemarkt boomt. Aus Insiderkreisen weiß ich, dass Hunde aus dem Ausland an deutsche Tierschutzorganisationen verschenkt werden und bis vor die Haustür der Tierschutzorganisationen geliefert werden, damit sie sie los sind. Diese Tierschutzorganisationen verkaufen die Hunde dann in Deutschland für ca. 300 Euro, scheint ein lukratives Geschäft zu sein.
Dazu möchte ich Emmas und meine kleine Geschichte erzählen:
Damals kannte ich noch nicht die Vermittlungsphilosophien mancher Tierschutzorganisationen. Ich suchte mir meinen Hund Emma per Foto im Internet aus. Sie kommt aus Griechenland.
Man erzählte uns, dass der Hund schon mehrere andere Interessenten hätte. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen solche Aussagen über den Hund übermittelt werden. Das könnte eine bestimmte Masche sein, um die Interessenten „heiß“ zu machen und vorzugaukeln, es wären noch andere Interessenten vorhanden, damit der Hund so schnell wie möglich vermittelt wird. Denn normalerweise dauert es bis zur Vermittlung eines Hundes schon ein Weilchen. Da soll es doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich gerade für den Hund für den Sie sich interessieren, noch ein paar andere Interessenten darum bemühen.
Im Vorgespräch fragte ich nach, ob Emma denn ein ängstlicher Hund sei. Denn aufgrund der Tatsache, dass wir einen damals 9-jährigen Sohn hatten, wollte ich auf keinen Fall einen ängstlichen Hund. Außerdem war mir diese Herausforderung viel zu groß.
Die Vorkontrolleurin (so nennt man die, die die potentiellen Besitzer „überprüfen“) erklärte uns, dass sie Emma nicht persönlich kennen gelernt hätte und nichts über ihr Wesen berichten könne. Sie gehe aber davon aus, dass der Hund nicht ängstlich sei.
Auch diese Tatsache hielt uns nicht davon ab, Emma adoptieren zu wollen. So besuchten wir Emma in ihrer Pflegestelle und mussten zu unserem Leidwesen erkennen, dass sie sich nicht von uns anfassen lassen wollte. Heute weiß ich natürlich warum.
Emma ist ein Hund mit Deprivationssyndrom bitte lesen sie hier mehr darüber:
Hunde mit Deprivationssyndrom (Teil 1) und (Teil 2)
Wir beschlossen sie trotzdem zu adoptieren und erhielten am Tag der Übergabe dann die Mitteilung der Pflegestelle Ach, übrigens, der Hund hat blutigen Durchfall und soll diese Tabletten einnehmen.
Ich war total überfordert mit der Situation, geschockt und hatte Angst um Emma, nahm sie trotzdem mit, denn mein Sohn hätte es wohl nicht verstanden, wenn ich sie da gelassen hätte.
Zuhause angekommen, merkte ich sehr schnell, dass sie ein sehr ängstlicher Hund war. Sie zeigte alle Symptome eines Hundes mit Deprivation. Meine Nachfragen und Forschungen bei der Tierschutzorganisation ergaben nichts, außer der Tatsache, dass man mir die Schuld für Emmas Ängstlichkeit gab. Sie drohten mir, Emma wieder wegzunehmen. Ich machte der Tierschutzorganisation deutlich, sie auf gar keine Fall wieder herzugeben. Die Tierschutzorganisation drohte mir sogar mit dem Anwalt, ich ließ mich nicht einschüchtern. Emma lebt seit November 2009 bei uns. Diese Geschichte wühlt mich heute noch sehr auf. Ich bin froh, dass ich Emma gefunden habe. Denn wegen ihr habe ich Hundepsychologie studiert und den tollsten Beruf der Welt. Ich bin sehr froh, dass sie bei uns ist. Doch ich glaube ein anderer Besitzer hätte Emma vielleicht zurückgegeben, da die ersten paar Jahre mit ihr schon anstrengend waren. Heute weiß ich wie ich mich einem Hund gegenüber verhalten muss, der ein Deprivationssyndrom hat.
Viel zu viele Hunde aus dem Ausland werden eingeführt und die neuen Besitzer kennen sich nicht aus?
Ich stelle mal eine Checkliste vor:
– Adoptieren sie nur einen Hund, den sie live kennen gelernt haben.
– Gehen sie mindestens an zwei bis drei aufeinander folgenden Tagen mit dem Hund spazieren.
– Hören sie auf ihr Bauchgefühl, sind die Berater unkompliziert und geben ihnen alle Informationen, die sie über den Hund haben wollen.
– Fragen sie nach dem Gesundheitszustand und Impfungen.
– Fragen sie alles was sie wissen wollen.
– Nehmen sie einen Hundeexperten mit, wenn sie sich den Hund das erste Mal besuchen und beraten sie sich mit ihm, ob dieser Hund zu ihnen und in ihr Lebenskonzept passen würde. Das ist auf jeden Fall einen lohnenswerte Investition.
Ich würde immer wieder einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren, die Tierheime sind überfüllt mit Vierbeinern, die auf ihre Familie warten. Auch dort treffen sie auf Auslandshunde, denn oft landen vermittelte Hunde aus dem Ausland im Tierheim. Und natürlich gibt es auch seriöse Auslandstierschutzorganisationen.
Lesen sie bald Ein Rassehund soll es sein (3. Teil) aus der Artikelserie Wo bekomme ich einen Hund her?
Bettina Küster
Hundepsychologin nTR
www.gute-laune-dogs.de
Ich freue mich über einen Pfotenabdruck auf meiner Facebookseite :-).
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