Der Begriff Hundemüde kommt nicht von ungefähr. Hunde haben ein wesentlich höheres Schlafbedürfnis als wir Menschen. Sie können fast überall und jederzeit schlafen und verteilen ihre Schlafphasen auf den ganzen Tag. Wir Menschen hingegen haben unsere Schlafphase und zwischen dem nächsten Schlaf unsere aktive Wachphase. Hunde verschlafen fast 50 % des Tages, 30 % schlummern sie vor sich hin, sind aber sofort hellwach wenn etwas Wichtiges passiert (z. B. die Kühlschranktür geht auf) und nur 20 % des Tages ist der Hund tatsächlich wach und aktiv.

 

Schlaf gehört zum primären Bedürfnis eines Hundes und wird zum Stressor bei Entzug. Welpen, Junghunde, alte, kranke und behinderte Hunde benötigen sogar noch mehr Schlaf als erwachsene gesunde Hunde. Hier ist der Mensch gefragt, seinem Hund einen entsprechenden Rückzugsort, an dem er ungestört schlafen kann. Falls Kinder in der Familie sind, ist es ganz wichtig, ihnen beizubringen, den Hund in Ruhe schlafen zu lassen. Da greift das Sprichwort „Einen schlafenden Hund sollte man nicht wecken“.

 

Wenn Hunde nicht zur Ruhe kommen, weil sie ständig Termine haben oder gestört werden?

 

Erwachsene Hunde chillen und schlafen zwischen 12-18 Stunden am Tag. Kranke, alte und junge Hunde noch viel mehr. Unseren Hunden ist das Ruhebedürfnis angeboren. Die meisten Hunde erhalten ein strammes Programm von seinem Halter, ähnlich wie die Kinder von „Helicoptereltern“ immer dann einsatzbereit zu sein, wann immer der Halter es verlangt. So jagt eine „Sportart“ die andere im Stundenplan: montags Agility, dienstags Dogdance, mittwochs Trickschule, donnerstags frei, freitags Mantrailing und samstags Obidience, sonntags frei. Mit dieser Einsatztätigkeit des Hundes rauben wir ihm sein nötiges Ruhe- und Schlafbedürfnis. Schlafmangel lässt den Stress- und Cortisolspiegel des Hundes steigen. Der Cortisolspiegel beim Hund baut sich wesentlich langsamer ab, als beim Menschen. Wenn Menschen zu wenig geschlafen haben, legen sie sich hin und halten ein Nickerchen. Beim Hund ist das so nicht möglich. Er benötigt wesentlich länger, um „entstresst“ zu werden und um diesen Mangel auszugleichen. Leidet der Hund nun jeden Tag an Schlafmangel, kommt es unweigerlich zu Verhaltensauffälligkeiten, wie z. B. Aggressionen.
Bei einer Untersuchung zum Schlafentzug von Hunden wurde folgendes festgestellt: Im ersten Stadium des Schlafentzugs wurden die Hunde überdreht. Im Zweiten unkonzentriert, grobmotorisch und fahrig. Im Dritten nervös und schnell reizbar. Im Vierten aggressiv und kränklich. Im fünften Stadium erkrankten sie schwer und / oder chronisch.

 

Wie beuge ich als Halter dem Schlafmangel meines Hundes vor?

 

Weniger ist mehr. Finden Sie heraus, was ihr Hund wirklich gerne tut und vertiefen Sie diese Tätigkeit und führen diese ein- bis zweimal pro Woche durch. Entspannte Spaziergänge mit viel Schnüffelmöglichkeiten sind für viele Hunde ausreichend. Spaziergänge mit Hundekumpeln sind für den Hund eine willkommene Abwechslung. Hunde lieben aber auch Rituale, deshalb ist es gut, dass der Hund feste Ruhe- und Schlafzeiten hat, z. B. immer nach dem Spaziergang und nach dem Fressen. Es sollte gewährleistet sein, dass kein Familienmitglied den Hund beim Schlafen stört und das Hundebett an einem ruhigen Ort steht.

 

Hunde träumen

 

Kleine Hunde träumen mehr als große Hunde. Jeder kann erkennen, wann sein Hund zu träumen beginnt. Man muss ihn nur von dem Moment an beobachten, in dem er wegzudösen beginnt. Je tiefer der Schlaf, desto regelmäßiger atmet er. Ein durchschnittlich großer Hund wie ein mittlerer Schnauzer fängt nach etwa 20 Minuten an zu träumen – der Atem wird flacher und unregelmäßiger, die Muskeln beginnen zu zucken, und wer genau hinschaut, erkennt, wie sich die Augen hinter den Lidern bewegen, die REM-Phase beginnt. Diese Tiefschlafphase ist dazu da, um das Erlebte zu verarbeiten. Der Hund sollte keinesfalls geweckt werden.