Im Zeitalter von allen möglichen Suchmaschinen verlassen sich immer mehr Hundehalter darauf, was das Internet sagt. Doch das ist nicht immer besonders schlau, besonders dann, wenn ich etwas über die Erziehung eines Hundes herausfinden will. Anscheinend ist im Internet nichts so vielfältig und unterschiedlich wie Erziehungstipps über Hunde. Neulich bei einem Gespräch mit einer Hundehaltern fiel mir eben wieder auf, wie schnell Hundehalter Hundeerziehungstipps googlen und gleich die erstbesten angezeigten Tipps umsetzen.
Die Frau erzählte mir folgendes: Ihr Züchter riet der Halterin, damit ihr Hund zur Ruhe kommt, ihn über den Tag in eine Box zu sperren. Gleich darauf suchte sie in der Suchmaschine nach Tipps. Ich hörte entsetzt weiter zu und die Halterin erzählte dann, wie sie dieses „aufgebaut“ hat, wenn man dazu aufbauen sagen kann. Sie hat diesen jungen Hund in eine Gitterbox gesperrt, der Hund hat elendig geschrien und als er ruhig war, wahrscheinlich vor Erschöpfung, bekam er ein Leckerchen, so erzählte sie es mir. Der Hundehalterin machte es offensichtlich auch nichts aus, dass ihr Hund vor Angst schrie, denn die bekannte Suchmaschine hatte ja diesen Tipp als Boxentraining ausgespuckt.
Hunde lernen in erster Linie durch Assoziationen, d. h. dass kognitive Elemente, Emotionen oder Sinneseindrücke unter bestimmten Bedingungen miteinander verknüpft werden. Alles was sie im Moment des Lernens fühlen, wird auch wieder wie im oben beschriebenen Fall beim nächsten Boxen-Aufenthalt oder Training abgerufen. Der Hund, der vor Angst schrie, wird keine guten Emotionen bei diesem „Training“ gefühlt haben, ebenso wurden die Sinneseindrücke des Hundes erheblich beschadet. Er hat nichts positives im Hinblick auf die Box gelernt.
Ich selbst habe für meinen Hund eine Hundebox im Auto, damit der Hund sicher mitfährt. Diese Box habe ich positiv aufgebaut als Emma noch ein Welpe war. Die Box stand im Wohnzimmer war offen und ich legte ihre Decke dort hinein oder warf Leckerlies in die Box, immer wenn sie sich hineinlegte oder gar mit den Vorderfüßen die Box betrat, gab es ebenfalls eine Belohnung. Dieses Boxentraining war drauf ausgerichtet, dass mein Hund sich im Auto in der Box wohl fühlt und keine Angst vor dieser haben muss, außerdem ist diese Autobox zur Sicherheit beim Autofahren gedacht. Die Box wird NIE geschlossen.

Heute ist es wohl aber leider üblich, Hunde für jede kleinste Kleinigkeit in eine Box zu sperren. Der Hund soll in der Box geparkt werden:
– damit der Halter in Ruhe duschen kann,
– damit der Hund zur Ruhe kommen kann,
– damit sich Besucher vor unserem Hund geschützt fühlen,
– damit ein überdrehter Hund zur Ruhe kommen kann,
– damit der Hund während der Abwesenheit des Menschen in der Wohnung nichts kaputt machen kann,
– damit der Hund stubenrein wird,
usw..
Ganz ehrlich, warum schaffen sich diese Menschen überhaupt einen Hund an? Seit wann werden Hunde in Käfigen oder Boxen gehalten? Ganz abgesehen davon, sind unsere Haushunde sowieso schon in ihrer Freiheit durch Leinenzwang eingeschränkt. Jetzt werden Hunde immer häufiger in Käfigen gehalten, damit sich der Halter sicher fühlt und keine Umstände hat.
Wer sich entscheidet, einen Hund/Welpen aufzunehmen, sollte sich vorher darüber im Klaren sein, dass das auch mit Arbeit verbunden ist. Welpen sind nicht sofort stubenrein, auch erwachsene Hunde aus dem Tierschutz nicht unbedingt. Sie deshalb in einen Käfig zu sperren, damit sie stubenrein werden, ist auf jeden Fall der falsche Weg. Auch der Trugschluß, den Hund im Käfig zu lassen, wenn ich das Haus für mehrere Stunden verlasse, um sicher zu sein, dass mein Hund das Mobiliar nicht zerstört, ist tierschutzwidrig. Obwohl ich gegen Zwingerhaltung bin, gibt es selbst dort ein Mindesmaß für die Größe eines Zwinger, und zwar sagt die
Tierschutz-Hundeverordnung, § 6 Anforderungen an die Zwingerhaltung über die Größe folgendes aus:

Widerristhöhe cm Bodenfläche mindestens qm
bis 50 6
über 50 bis 65 8
über 65 10,

Schaut euch mal eine Gitterbox an, welche Größe die hat. Eine XXXL-Hundebox hat die Maße: 122 x 81 x 76 cm (B x H x T) Auch vor dem Hintergrund, dass sich der Hund in der geschlossenen Box erschrickt oder eine Panikattacke erleidet und nicht fliehen oder sich verstecken kann, ist unbedingt davon abzuraten, einen Hund für längere Zeit in einer geschlossenen Box zu halten. Die meisten Boxen sind viel zu klein gewählt für die Hunde. Hunde strecken gerne alle Viere von sich, um ihre Muskeln zu entspannen, eine zu kleine Box lässt das nicht zu. Hunde, die nicht richtig entspannen können, werden gestresst und können Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
Bevor ihr euren Hund in eine Box sperrt, überlegt doch bitte welche Alternativen es gibt.
Wenn ich dusche möchte, gebe ich ihm einen Kong, damit er beschäftigt ist. Wenn ich das Haus verlasse und Angst habe, dass er mein Mobiliar zerstört, lasse ich meinen Hund erst einmal in der Küche oder im Flur. Wenn Besucher kommen, kann ich meinen Hund vorerst in ein anderes Zimmer bringen, sobald die Besucher sitzen, kann ich den Hund dazu holen. Es gibt immer Alternativen, um einen Hund nicht in eine Box zu sperren. Versucht es doch einfach mal aus, der Hund wird es euch danken!
Bettina Küster
www.gute-laune-dogs.de
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