von
BETTINA KÜSTER


Jeder Hundebesitzer kennt das. Man setzt sich auf die Couch vor den Fernseher und der Hund wandert hinter uns her, plumpst nieder und fängt an, an unseren nackten Beinen, Füßen oder Armen zu lecken.

Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihr Hund das tut?

Manche Hunde sind so versessen und hören meist nicht von alleine auf. Es muss also einen oder mehrere Gründe geben, warum unser Fellkind das tut.
Manche Leute sagen, der Hund leckt als Liebesbeweis. Doch es gibt noch andere Erklärungen.

Eine Erklärung ist, dass Hunde von ihrer Mutter von Geburt an gelehrt werden zu lecken. Mutterhündinnen lecken ihre neugeborenen Welpen um deren Atmung zu stimulieren oder die Verdauung anzuregen oder um sie zu beruhigen. Das Lecken ist wichtig für das Überleben der Welpen und ein natürlicher Instinkt, den sie sofort nach der Geburt von ihrer Mutter lernen. Das erste, das Welpen können, wenn sie auf die Welt kommen, ist das Lecken und Suchen der Zitzen.

Eine weitere Erklärung: Lecken ist eine unterwürfige Geste. In freier Wildbahn begrüßen die Wolfskinder die Wolfseltern durch Maullecken. Man behauptet fälschlicherweise, dass der Hund dem Menschen durch Lecken zeigen möchte, dass er derjenige ist, der die Verantwortung hat. Hunde, die in einer Gruppe oder Mehrhundehaltung leben „checken“ auch einen in ihrer Gruppe lebenden Artgenossen ab, wenn er nach Hause kommt, ob eine Futterquelle gefunden wurde!!!

Ein weiterer Grund, dass Hunde den Menschen lecken, ist, dass sie Informationen über sie sammeln. Hunde wollen mit den Geruchsrezeptoren, die sich in der Nase und Mund befinden, Informationen über die gerade abzuschleckende Person aufnehmen und verarbeiten. Die Geruchsmoleküle gelangen über Nase oder Mund in die obere Nasenhöhle zur Riechschleimhaut, wo sie gelöst werden und in den Riechzellen chemische Erregungen auslösen können.
Eine Person, die ausdünstenden Schweiß auf ihrem Körper hat, sendet unbewusst Informationen über sich an den Hund. Deshalb leckt mein Hund Emma auch Herrchens Füße und Beine unaufhörlich nach dem Joggen ab. Es kann auch Bedürfnis nach Salzen oder einfach nur „lecker“ sein.
Menschliche Füße sind attraktiv für einen Hund, sie enthalten viele Schweißdrüsen.
Ekkrine und apokrine Drüsen produzieren Schweiß, der über Poren an die Hautoberfläche abgegeben wird. Die Füße und oder Hände sind dann feucht und schmecken nach Salz. Manche Hunde lieben den Geschmack von Salz.
Die Kombination aus Schweiß- und Talgdrüsensekreten bietet dem Hund eine Vielzahl von Details über uns. Daran erkennt er wohl, ob wir Angst haben, gestresst oder glücklich sind.
Beim Lecken werden Endorphine ausgeschüttet, die dem Hund Freude und ein Gefühl von Sicherheit vermitteln können. Das Ablecken ist immer ein Zeichen von Bindungsaufnahme, Sympathie.
In einigen Fällen lecken Hunde ihre Besitzer im Gesicht, an den Händen oder Beinen, wenn Fremde in der Nähe sind. Hier geht man davon aus, dass es ein Aufmerksamkeitslecken sein kann, aus Hundesicht: “Kümmere dich um mich und nicht um den Fremden.“ – Der Hund kann auch überfordert sein/sich unwohl fühlen und „bitten“, die Situation zu verändern. Lecken dient  auch dem Stressabbau.
Einige Menschen mögen es, von ihrem Hund abgeschleckt zu werden, andere Hundeliebhaber mögen es nicht. Ein Hund, der zum ekzessiven unaufhörlichen Abschlecken neigt, dessen Handlung sollte umgelenkt werden. In einem gewissen Rahmen sollten wir es zulassen, auch wenn es jemand nicht so mag – für den Hund ist es natürliche Kommunikation und ein Zeichen von Bindung.

Bettina Küster
Hundepsychologin nTR

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