Seit 2010 ist die Anzahl der Hunde in Deutschland über die Jahre zwar stetig leicht gesunken, jedoch zählten die Hunde mit rund 11,6 Millionen Hunden in deutschen Haushalten immer noch zu den zweitbeliebtesten Haustieren nach Katzen (Quelle: http//statistica.com). Die meisten Hundehalter sind berufstätig und hetzen sich von der Arbeit nach Hause, um zu ihrem Hund zu kommen. Sie haben ein schlechtes Gewissen, ihm nicht gerecht zu werden. Denn sie wissen, mein Hund sitzt Zuhause und wartet auf mich, oder muss in der HuTa oder beim Hundesitter abgeholt werden.
Ohne Arbeit ist es kaum möglich ist, sich einen Hund zu leisten. Arbeitslose Menschen können sich oft keinen Hund leisten, da sie die Kosten, wie Tierarztkosten, Steuern, Versicherung und Futter nicht bezahlen können.
Die wenigsten Hundehalter können ihren Hund mit zur Arbeit nehmen. Doch wie kann ich meinem Hund trotzdem gerecht werden, wenn ich arbeiten gehe? Wie kann ich das alles managen, ohne ständig ein schlechtes Gewissen zu haben und zu denken, dem Hund geht’s nicht gut; er ist zu lange alleine?
Eins ist klar, Hunde leben im Hier und Jetzt und sie sind uns keinesfalls böse, oder nachtragend, wenn wir mal 10 Minuten später von der Arbeit kommen.
Der Hund beherrscht die Anpassung an seine Umgebung und den Menschen perfekt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Hund für acht Stunden alleine bleiben kann. Nein, genau da muss ich als Halter die Verantwortung tragen und dafür sorgen, dass ich einen Hundesitter beauftrage. Dieser sollte sich täglich mindestens 1-2 Stunden um den Hund kümmern. Eine andere Alternative ist eine Hundetagesstätte, in der der Hund bleiben kann, solange sie arbeiten. Eine Möglichkeit ist es, den Arbeitgeber nach einer Teilzeitbeschäftigung zu fragen.

Wenn der Hund nicht mehr mit zur Arbeit darf – was dann?
Als ich noch als vollzeitbeschäftigte Angestellte arbeitete, durfte ich meinen Hund jeden Tag mit zur Arbeit bringen. Das war für mich praktisch und der Hund war nicht allein zu Hause. Bevor ich mir jedoch Sinead, so hieß der Hund, angeschafft hatte, sicherte ich mich bei meinem damaligen Arbeitgeber ab, sie mitnehmen zu dürfen.  Ich hatte kein schlechtes Gewissen, da Sinead immer an meiner Seite war. Eines Tages kam eine neue Mitarbeiterin ins Team, die mit mir zusammen im Büro gesessen hat. Sie hatte Angst vor Hunden.  Ich wurde gebeten, den Hund nicht mehr mitzubringen. Ich reduzierte meine wöchentlichen Arbeitsstunden; mein Hund blieb Zuhause. Letzen Endes war es eine sehr gute Entscheidung. Ich hatte mehr Freizeit und mein Hund war auch entspannter, da sie nun ihre absolute Ruhe Zuhause hatte und nicht mehr ständig vom Büroalltag gestört wurde.
Wenn Hunde nicht zur Ruhe kommen, weil sie ständig Termine haben oder gestört werden?
Geht der Hund mit ins Büro, sollte gewährleistet sein, dass er genügend Schlaf- und Ruhephasen hat. Erwachsene Hunde chillen und schlafen zwischen 14-18 Stunden am Tag. Kranke, alte und junge Hunde noch viel mehr. Unseren Hunden ist das Ruhebedürfnis angeboren. Die meisten Hunde wurden dazu gezüchtet, für ihre Helicopterbesitzer immer dann einsatzbereit zu sein, wann immer der Halter es verlangt. So jagt eine „Sportart“ die andere im Stundenplan: montags Agility, dienstags Dogdance, mittwochs Trickschule, donnerstags frei, freitags Mantrailing und samstags Obidience, sonntags frei. Mit dieser Einsatztätigkeit des Hundes rauben wir ihm sein nötiges Ruhe- und Schlafbedürfnis. Schlafmangel lässt den Stress- und Cortisolspiegel des Hundes steigen. Der Cortisolspiegel beim Hund baut sich wesentlich langsamer ab, als beim Menschen. Wenn Menschen zu wenig geschlafen haben, legen sie sich hin und halten ein Nickerchen. Beim Hund ist das so nicht möglich. Er benötigt wesentlich länger, um „entstresst“ zu werden und um diesen Mangel auszugleichen. Leidet der Hund nun jeden Tag an Schlafmangel, kommt es unweigerlich zu Verhaltensauffälligkeiten, wie z. B. Aggressionen.
Bei einer Untersuchung zum Schlafentzug von Hunden wurde folgendes festgestellt: Im ersten Stadium des Schlafentzugs wurden die Hunde überdreht. Im Zweiten unkonzentriert, grobmotorisch und fahrig. Im Dritten nervös und schnell reizbar. Im Vierten aggressiv und kränklich. Im fünften Stadium erkrankten sie schwer und / oder chronisch.
Alleine bleiben muss der Hund lernen

Hunde schaffen es für 4-5 Stunden problemlos alleine zu bleiben. Allerdings sollte das Alleine bleiben sukzessive aufgebaut werden. Lassen Sie Ihren Hund nicht direkt von Anfang an mehrere Stunden alleine. So etwas muss geplant und trainiert werden. Das bedeutet, dass durchaus ein Jahresurlaub bei der Anschaffung eines Hundes für die Eingewöhnung berücksichtigt werden muss. Hiermit meine ich aber nur das normale  Eingewöhnen, wie Tagesablauf und Rituale festlegen und kennenlernen. Die Gewöhnung an das Alleine sein für 4-5 Stunden am Tag kann natürlich nicht in 2-3 Wochen erlernt werden.
Alles eine Frage der Organisation – wenig ist mehr!
Die Halter deren Hunde in der Hundetagesstätte abgeholt werden, brauchen jetzt keine Mammutspaziergänge mehr mit ihrem Hund zu machen. Der Hund ist vom Tag in der HuTa ziemlich müde und ist froh bei seinem Halter zu sein. Eine kleine Entspannungsrunde für den Hund zum Schnüffeln wäre jetzt ideal, um vom Tag „runterzukommen“. Zuhause angekommen bekommt der Hund Futter und Streicheleinheiten und benötigt jetzt Schlaf, um das Erlebte zu verarbeiten.
Die Hunde, die vom Hundesitter betreut werden, hatten auch schon ein oder mehrere Erlebnisse hinter sich und sind froh, dass der Hundehalter Zuhause ist. Am Nachmittag noch eine Hunderunde zu drehen, um selber abzuschalten ist jetzt genau das Richtige für Hund und Halter. Leckerliesuchspiele können den Spaziergang noch etwas aufpeppen,  bevor der Hund Zuhause gefüttert und der Feierabend eingeleutet wird.
Teilzeitbeschäftigte können entspannt Nachhause kommen. Es kann ein ganz normaler Spaziergang stattfinden, wo Hund und Halter zusammen die Landschaft erkunden.
Je nach Lust und Laune des Hundes können Apportier- und Suchspiele mit eingebaut werden.
Zum Schluss noch meine Meinung zu Bürohunden: Im Moment ist das Thema in aller Munde. Natürlich ist es schön, wenn der Hund überall dabei sein kann. Doch vor dem Hintergrund, dass Hunde sich nicht gerne von jedem anfassen lassen möchten und ein sehr hohes Ruhe- und Schlafbedürfnis haben, bin ich keinesfalls eine Verfechterin, den Hund jeden Tag mit in das Büro zu nehmen, auch wenn das möglich wäre. Ein Vorschlag: Den Hund für einen oder zwei Tage mitzunehmen und für den Rest der Woche eine andere Lösung anzuvisieren, wie z. B. einen Hundesitter oder eine Hundetagesstätte.
Bettina Küster
Hundepsychologin nTR
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