von Bettina Küster

Erinnern Sie sich an ihren ersten Tag im neuen Job. Ihr neuer Job von dem Sie absolut keine Ahnung hatten. Ein komplizierter Job. Sie wussten, Sie werden Fehler machen. Das ist leider so. Wie oft wird Ihr Vorgesetzter Ihnen Ihre Aufgaben erklären müssen und wie oft werden Sie diese praktiziert haben müssen, bis Sie diese verstanden und verinnerlicht haben? Wie oft wird Ihr Vorgesetzter wohl bereit sein, Ihnen immer wieder und wieder das selbe zu erklären?

Stellen Sie sich noch zusätzlich vor, dass Ihr Vorgesetzter eine andere Sprache spricht, die Sie nicht verstehen. Und Ihr Vorgesetzter spricht die ganze Zeit und nur eine kleine Portion davon ist für Sie bestimmt und Sie verstehen nur „Bahnhof“.

Nun stellen Sie sich vor, Sie sind ein Hundewelpe. Und um das Ganze noch zu toppen, Sie haben ein Baby-Gehirn, welches geradezu mit Informationen überschüttet und überwältigt wird. Welpen haben keine Ahnung  was eine Couch ist und diese nicht zerbissen werden darf, sie nicht an der Leine ziehen sollen, das Schuhe keine Kau-Knochen sind und das Bodenfliesen nicht zum „Geschäftemachen“ da sind.

Ein Welpe braucht ein Menge Hilfe und eine Menge Verständnis, wenn er Worte hört wie Sitz oder Komm, um auch nur ansatzweise zu verstehen, was er bei diesen „Geräuschen“ tun soll.

Welpen haben keine Ahnung, was “Sitz ” bedeutet und wenn Sie es lauter sagen, sind sie eher verwirrt. Hier sind Geduld und leise Worte und vollstes Verständnis gefragt.
Ihr Welpe hat so viele Lektionen zu lernen, denn er lernt ständig. Es ist weit mehr als “Sitz” , “Komm” und ” Bleib”. Welpen kennen ihren Namen nicht . Sie wissen nicht, was sie tun sollen, womit sie spielen dürfen oder nicht.

Haben Sie Verständnis, wenn Sie zum vierten oder fünften Mal etwas „erklären“ müssen. Die Chancen sind gut, denn Ihr Welpe ist bemüht.

Ihr Babyhund ist ein Nasentier und will alles erkunden und erschnüffeln. Er will toben, spielen mit oder ohne Spielzeug. Natürlich landet alles erst einmal im Maul. Natürlich kann er sich nicht gut konzentrieren! Natürlich kann er nicht lange still sitzen! Natürlich weiß der Welpe nicht, dass seine spitzen Zähne weh tun, wenn er uns im Spiel aus Versehen zwickt! Natürlich, pinkelt ein Welpe, am Anfang noch da wo er geht und steht.
Geben Sie ihm Zeit und einen Ort zum Entspannen. Welpen brauchen sehr viel  Ruhe, Entspannung und Schlaf. Er benötigt einen sicheren Bereich zum schlafen.

Es wird einige Zeit dauern bis Sie einen erwachsenen Hund haben. Es dauert zwar nicht so lang wie bis menschliche Kinder erwachsen werden, doch bis ein Hund erwachsen ist, können bis zu zwei Jahre ins Land ziehen.

Welpen sind lustig, aber sie sind auch anstrengend und manche Dinge, die sie tun sind frustrierend. Z. b.  wenn man ins Bad geht und zurück kommt und er sich ein Kissen von der Couch geschnappt und zerfetzt hat, oder einen Haufen auf den Teppich gesetzt hat. Jeder, der schon mal einen Welpen groß gezogen hat, kennt diese Momente und ist darauf vorbereitet, bzw. kann seine Wohnung entsprechend präparieren oder sich darauf einstellen.

Wenn Sie das alles zu viel Aufregung und Arbeit für sie ist, sollten Sie über einen erwachsenen Hund aus dem Tierheim/Tierschutz nachdenken. Erwachsene Hunde sind dankbar für ihre Adoption und kennen die Hausregeln meistens schon.

Welpen versuchen uns,  die riesigen Außerirdischen, zu verstehen, obwohl viele Menschen die Sprache der Welpen nicht sehr gut sprechen und verstehen.  Dass sie uns trotzdem lieben, ist ein Wunder. Sie tun alles, um in unseren Augen erfolgreich zu sein, auch das ist ein Wunder. Helfen Sie ihnen dieses Wunder zu vollbringen mit so viel Geduld, wie Sie können, sie haben es sich verdient.

Bettina Küster

Hundepsychologin nTR

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