Der Hype um die Hunde mit „Jobs“
von
BETTINA KÜSTER
Noch nie hat der Mensch so viel Wert auf die Ausbildung seines Hundes zu einem „Hund mit Job“ gelegt. Ein regelrechter Hype um die Ausbildung des eigenen normalen „Familienhundes“ zu einem Hund mit Job ist in Deutschland ausgebrochen. Jeder, der auf sich und seinen Hund etwas hält, möchte seinem Hund einen Job geben. Auch die „professionellen“ Therapiezentren, in denen alle möglichen Arten von Therapie-, Behinderten-, und Assistenz- und Warnhunde ausgebildet und bestellt werden können, schießen wie Pilze aus dem Boden.
Ich google „nur“ den Begriff Therapiehund und erhalte schon 53 Seiten mit den entsprechenden Web-Seiten, aus denen ich Informationen über die Ausbildung und Anschaffung eines Therapiehundes erhalten kann. Deshalb erspare ich mir das Suchen über Google von Behinderten-, Assistenz- und Warnhunden.
Automatisch ist jeder dieser Ausbilder oder jede dieser Ausbildungsstätten der Ansprechpartner Nummer 1 in Deutschland. Bei so vielen selbsternannten Experten frage ich mich dann immer: „Wer legt das fest?“ Außerdem stellt sich mir die Frage: “Inwieweit sind denn diejenigen, die festlegen, ob jemand oder ein Zentrum die Nummer 1 in Deutschland ist, qualifiziert, über die Ausbildung eines Hundes mit Job zu urteilen?“
Die Ausbildung von Hunden für Dritte wurde zumindest insofern geregelt, als dass jeder, der gewerbsmäßig eine Hundeschule betreibt, jetzt bei seinem zuständigen Veterinäramt als „geprüft“ gemeldet, registriert und anerkannt ist. Über die Praktiken der Auswahl der Prüfungsverfahren der Veterinärämter will ich hier jetzt nichts zu schreiben und keine Stellung beziehen. Ich habe das Gefühl, dass in dieser Sparte so viel Schindluder mit unseren Hunden getrieben wird wie nie zuvor.
Warum schreibe ich diesen Artikel?
Es liegt absolut nicht in der Natur eines Hundes, eine konditionierte bestimmte Verhaltenskette auszuführen aufgrund eines vorangegangenen Auslösers, sei es eine Unterzuckerung oder der Vorbote einer Epilepsie. Hunde werden dazu ausgebildet gefährliche Krankenhauskeime oder Schimmel zu erschnüffeln und anzuzeigen, um dann für „teures Geld“ verkauft werden zu können. Leider wird die Schädigung der Gesundheit des Hundes in Kauf genommen, sei es physischer oder psychischer Art. Immer wieder klagen Blinde, dass ihr Blindenhund sie nicht vernünftig „geführt“ hat und doch tatsächlich mit einem anderen Hund Kontakt aufnehmen wollte. Verständlich, dass ein Arbeitshund froh ist, wenn er auf seinesgleichen trifft und eigentlich gerne lieber mit ihm kommunizieren will, als den Blinden über die Straße zu bringen. Hunde haben Gefühle, sie zeigen sie ständig und kommunizieren die ganze Zeit mit ihrem Gegenüber – sei es Hund oder Mensch. Sie sind eigenständige Wesen und keine Hilfsmittel, die man bei der Krankenkasse beantragen kann! Was sollen Hunde denn als nächstes tun? Den Einschreibebrief mit Rückschein bei der Post aufgeben?
Hunde mit Jobs werden absolut in ihrer hundlichen Freiheit eingeschränkt und gegen ihre Natur ausgebildet und eingesetzt. Sie haben ein Schlafbedürfnis von 16-20 Stunden pro Tag. Wenn sie dies nicht erreichen, steigt ihr Cortisolspiegel, der wiederum nur sehr langsam abgebaut wird. Das bedeutet, ein Hund braucht wesentlich länger als ein Mensch, um sich vom Stress zu erholen. Hat der Hund diese Ruhephasen nicht, können Verhaltensauffälligkeiten auftreten. Ein Mensch kann hingegen bei Schlafentzug nach einem Nickerchen schon wieder voll einsatzfähig sein.
Alle Hunde mit Jobs zahlen einen sehr hohen Preis, egal welchen unnatürlichen Job sie ausführen. Diese Hunde sind meist immer an der Seite des Halters im Dauereinsatz, arbeiten ohne Pausen und Wenn und Aber – sie kennen keinen Feierabend.
Warum wollen Menschen einen Hund mit Job?
„Ich wollte einen Hund, der etwas „Gutes“ kann, um Menschen zu helfen. Ich dachte, es fühlt sich gut an, einen gut erzogenen Hund zu haben, der auch noch etwas Besonderes kann und ich hatte das Gefühl ich hätte etwas geleistet.“ (O-Ton einer Halterin, die jahrelang mit ihren Hunden Therapiehundearbeit gemacht hat). Dann hat sie sich mit der Kommunikation der Hunde beschäftigt und war entsetzt über die Signale, die ihre Hunde auf vielen Fotos gezeigt hatten. Sie hatte diese vorher nie gesehen bzw. erkannt und konnte diese somit auch nicht deuten und verstehen.
„Doch die Kehrseite ist, wir versuchen sie zu desensibilisieren (laute Geräusche, Menschen mit Stöcke, Gehilfen usw.) und bürden ihnen Dinge auf (z. B. sich streicheln lassen müssen) ohne dass sie es zu wollen.“
Altenheimbewohner sind glücklich, Hunde zu sehen und freuen sich, sie zu berühren. Doch unsere Hunde sind tolerant, aber nicht glücklich mit und in dieser Situation. Hunde sind höchst sozial und kooperativ, und das wird ihnen zum Verhängnis.
Die Hunde tun ihren Job, kommunizieren ständig mit uns und zeigen, dass sie sich nicht wohl fühlen. Sie sind gehorsam aufgrund ihrer speziellen Ausbildung und würden eigentlich lieber aus der Situation entfliehen. Man hat ihnen beigebracht sitzen zu bleiben, wenn sie gestreichelt werden, ob sie es wollen oder nicht.
Sie werden durch Menschenmengen geführt, damit sie sicher werden, ob sie wollen oder nicht. Ein Hund erlangt keine Sicherheit, wenn er durch Menschenmengen geführt wird, sondern stumpft nur ab. Trotzdem lassen die Hunde mit Jobs auch dies einfach über sich ergehen. Das Ganze nennt man dann „Erlernte Hilflosigkeit“: der Hund weiß, dass er aus dieser Situation nicht herauskommt und „befolgt“ alle Befehle/Kommandos/Signale.
(Erlernte Hilflosigkeit oder Intelligente Gehorsamsverweigerung).
Warum setzen wir unsere Hunde solchem Stress aus?
Die Hundehalter sind egoistisch. Sie denken, es hat einen therapeutischen Sinn, z. B. das Leben der Bewohner in einem Seniorenheim zu erhellen, oder einen ausgebildeten Hund für einen Autisten zu haben. Keiner denkt an die Hunde, denn leider ist das alles andere als therapeutisch für unseren besten Freund – den Hund. Viele dieser Hunde bekommen einen riesigen Zuspruch und werden als Helden gefeiert.
Erlernte Hilflosigkeit und Intelligente Gehorsamsverweigerung
Einige solcher Hunde mit Jobs leiden an der so genannten Erlernten Hilflosigkeit. Die meisten Hunde fühlen sich in ihrem „Job“ nicht wohl und zeigen es ständig durch ihr ausgeprägtes Ausdrucksverhalten. Sie könnten fliehen, tun es aber nicht aufgrund ihrer strengen Ausbildung. Sie führen weiter ihre Signale/Befehle und Kommandos aus, oder lassen Dinge über sich ergehen, die gegen ihre Natur sind (z. B. lassen sich von Fremden am Kopf streicheln). Das ist das Phänomen der Erlernten Hilflosigkeit. Hunde sind sehr höfliche Wesen und sind dankbar für eine Annäherung und Berührung nach ihrer Art. Es sind denkende und fühlende Wesen, die von uns geliebt werden sollten, so wie sie sind und nicht für das, was wir von ihnen fordern.
Intelligente Gehorsamsverweigerung bedeutet, der Hund darf Anweisungen nicht ausführen, wenn diese mit Gefahr verbunden ist. Bekommt der Blindenführhund beispielsweise den Befehl, seinen Halter über die Straße zu bringen, so wird er diesen selbstständig verweigern, falls ein Auto kommt.
„Wenn sie (Diabetiker Typ I) überzuckern oder unterzuckern muss der Hund alle Kommandos verweigern, falls nötig, um die Blutzuckerveränderung anzuzeigen. Die erste Priorität eines Diabetikerwarnhundes sollte immer das Anzeigen der Unterzuckerung und Überzuckerung sein. Geben Sie Ihrem Hund das Kommando „Sitz“ und „Bleib“; während der Blutzucker sinkt, muss er das Kommando brechen, aufstehen und zu Ihnen kommen und anzeigen. Für das Brechen des Kommandos und Anzeigen sollten Sie ihn unbedingt bestätigen, auch wenn Sie im ersten Moment sauer sind, dass er das Kommando nicht befolgt hat. Bringen Sie Ihren Hund nun nicht ins Sitz zurück sondern freuen sich darüber, dass er seine Arbeit so ernst nimmt, dass er sich selbst über Ihre Kommandos hinwegsetzt, um Ihnen zu helfen.“ (Vom Welpen zum Assistenzhund: Der Diabetikerwarnhund von Luca Barret)
Hier wird deutlich, in welche Konflikte Hunde ständig gebracht werden und was von ihnen abverlangt wird, ohne auf die gefühlsmäßigen Konsequenzen zu achten. Wie schon erwähnt, Hunde sind höchst kooperativ und sozial. Ihre Kooperationsfähigkeit wird ihnen hierbei zum Verhängnis.
Ein Markt ist da und wird immer größer!
In Deutschland gibt es sowohl große Assistenzhundezentren als auch die kleinem Anbieter um die Ecke, die noch nicht einmal eine Hundetrainerausbildung haben und nur aufgrund ihrer Erfahrungen mit Besuchshunden im Altenheim jetzt eine „Besuchshundeausbildung“ anbieten.
Es geht auch anders!
Die Tochter einer Bekannten hat das Asperger Syndrom und einen fünfeinhalb Jahre alten Labradoodle in der Familie. Der Hund ist NICHT als Therapiehund ausgebildet. Wofür auch? Er weiß auch so, wie er das Kind einzuschätzen hat. Er kam als Welpe in die Familie, als das Kind im Kleinkindalter und das Asperger Syndrom gerade diagnostiziert war. Der Hund leidet aufgrund dieser belastenden familiären Situation an oft auftretenden Hautproblemen, da die Krankheit des Kindes häufige Verhaltensausbrüche und -auffälligkeiten zur Folge hat. Stellt man sich jetzt noch vor, er wäre zusätzlich als Therapiehund für Autisten ausgebildet, käme ein weiterer Stressfaktor hinzu und auch er wäre in einer ständigen Erwartungshaltung. So kann der Labradoodle wenigstens ein einigermaßen „normales“ Hundeleben neben einem kranken Menschen führen. Er darf gehen, wenn es ihm zu viel wird und muss nicht still sitzen und alles über sich ergehen lassen, damit es dem Kind gut geht.
Auch vor dem Hintergrund, dass ich mir mit diesem Artikel wenig Freunde machen werde, ist und bleibt es mein Bestreben, mich als Hundepsychologin und Hundefreundin für Hunde einzusetzen damit sie ein relativ normales Hundeleben haben. Es gibt so viele Möglichkeiten einen Hund mit der Nase arbeiten zu lassen und mit Spaß zu beschäftigen.
In diesem Sinne, passen Sie gut auf Ihren Hund auf!
Bettina Küster
Hundepsychologin nTR
www.gute-laune-dogs.de
Sehr guter Artikel!
Entspricht genau meiner Einstellung.
Das freut mich Thekla.
Vielen Dank für die klaren Worte!!!
Thats’s my job.????????????
Ich war auch mal „ehrgeizg“, ein bisschen jedenfalls. Heute habe ich ein anderes Ziel. Ich wünsche mir einen glücklichen Hund.
Das freut mich Marion, mir gehts genau so.
Danke für diesen wunderbaren differenzierten und gut geschriebenen Artikel.
In Wiesbaden begegne ich immer wieder Blindenhunden mit Glöckchen,einem Setter (!) als Blindenhund (!) der am Bahnhof den Tauben hinterherjagen will und alle alle alle tragen diese unsäglichen Gestelle,die sie daran hindern sich wenigstens im Bus hinzulegen ohne dass die Wirbelsäule verschoben wird…
…und alle alle alle werden weitergezerrt wenn sie einem anderen Hund begegnen…spielen. ..schnuppern…Hund sein wollen…einfach nur sein ..wollen
Danke Ursula für deine Aufmerksamkeit und diesen wertvollen Beitrag.
Sicher zeigt dieser Artikel, dass es viele „Hundetrainer“ gibt, denen es alleine um den Profit geht. Insgesamt stößt mir der Artikel jedoch sauer auf…. Als Leiter einer Rettungshundestaffel habe ich viele Berührungspunkte mit dem Thema. Es ist richtig, dass der Mensch vielfach die Signale und Kommunikation seines Hundes nicht deuten kann. Egal, was ich mit dem Hund erarbeiten möchte, MUSS die Fähigkeit der Kommunikation mit meinem Vierbeiner das Fundament sein… Nur dann hat der Hund mit seinem Besitzer eine Basis. Und genau dann würde es nicht zu einem solchen Artikel kommen. Persönlich denke ich, dass in der „Kommunikationslosigkeit“ sogar ein Großteil der Familienhunde ohne Job genauso gefangen sind!!! Ich empfinde den Artikel als ausgesprochen verallgemeinert. Ich könnte mir im Gegenzuge nun eine Menge über die Sinnhaftigkeit und Kompetenzen einiger Tierpsychologen Gedanken machen… Denn auch hier kenne ich Menschen, die nicht so recht wissen was sie tun… Sorry. Daher die Bitte, mit dem Thema differenzierter umgehen….
Hallo Bernd, es ist nun offensichtlich der 1. Artikel, der dieses Thema behandelt. Und mir zeigt die riesengroße positive Resonanz, dass andere Menschen es auch so sehen wie ich. Und wenn man dieses Thema differenzierter angeht, dann werde ich wohl ein ganzes Buch über die Arbeit über Hunde mit Jobs schreiben müssen. Sie haben aber Recht in dem was sie sagen, bezogen auch die Familienhunde, die teilweise auch kein schönes Leben haben. Mit diesem Thema beschäftige ich mich überwiegend, um das auch zu verbessern. Wie gesagt, dieser 1. Artikel hat wohl offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen.
Freundliche Grüße
Bettina Küster
Hundepsychologin
Hallo Bettina, dass ein Job für einen Hund manchmal stressig sein kann, ist richtig. Doch frage ich mich als Führhundhalterin manchmal durchaus, ob ein paar Aufgaben für so manchen Familienhund nicht sinnvoll wären, damit er sich nicht vor lauter Langeweile alle möglichen Dinge ausdenkt. Natürlich gibt es überall Auswüchse und ein Hund ist keine Maschine, das sollte jedem Hundehalter bewusst sein. Allerdings bringen Verallgemeinerungen hier niemanden weiter. Hunde wurden schon von jeher für die Bedürfnisse des Menschen eingesetzt. so lang dies reflektiert und mit Sachverstand geschieht, können Hund und Halter dabei ein gutes Leben führen. Sicher kann man sich ethisch auf den Standpunkt stellen, dass es nicht OK ist, Hunde für Menschen arbeiten zu lassen. Allerdings zu behaupten, arbeitende Hunde seien per se unglücklich, ist hier deutlich zu kurz gegriffen. Pauschallisierung
Hallo Bianka, das stimmt, Hunde werden schon seit jeher für alle möglichen Jobs eingesetzt, ob sie wollen oder nicht und den Menschen fallen immer wieder neue Jobs für ihren Hund ein, die dem Menschen gefallen. Warum sucht der Mensch immer wieder neue Jobs für seinen Hund aus?
Immer wieder stellen sich die Menschen über ihre Hunde und bestimmen einfach, was für sie gut ist, das finde ich ziemlich unhöflich dem Hund gegenüber. Denn hätte der Hund eine Wahl, würde er bestimmt lieber ein normales Hundeleben führen mit artgerechter Beschäftigung wie Nasenarbeit in allen möglichen Formen.
Freundliche Grüße
Bettina
Interessante schwarz weiß Sicht, da muss man sich zwangsläufig fragen, in wie weit haben sie mit solchen Hundehaltern gesprochen? In wie weit haben Familienhunde ein glückliches Leben? Wie ausführlich haben sie sich mit dem Thema Assistenzhunde beschäftigt?
Ich habe eine Ausbildung zur Diabetikerwarnhundtrainerin gemacht. Im Rahmen dessen wurde mir bewusst, was es für Hunde bedeuten würde, ständig im Arbeitsmodus zu stehen. Außerdem habe ich bis vor kurzem noch einen Signalhund (Akustik) für eine gehörlose Freundin angefangen, auszubilden. Wir (meine gehörlose Freundin) und ich haben beschlossen, dass nicht abzuschließen, da es genügend optische Hilfsmittel für schwerhörige und Gehörlose gibt und es für den Hund zu stressig war.
hallo, ich finde den Artikel sehr gut. erstmals bekomme ich mit, dass sich jemand einmal kritisch mit diesen Themen auseinander setzt. irgendwie entsteht so oft in Deutschland die Tendenz, dass ein Hund für alles eine Ausbildung braucht und es alles bitter ernst sein muss. den Hunden wird oft viel zu viel abverlangt, wenn sie als assistenzhunde u.ä. arbeiten müssen. geht es um schulen und Altersheime und ähnliches kann der Hund nicht einfach mit, nein, er braucht auch hier eine Erlaubnis und eine Ausbildung, damit er alles über sich ergehen lässt. ich glaube es ginge in vielen bereichen einfacher, wenn wir von der ständigen Reglementierung und nachweisen wegkämen.
Danke für deinen Beitrag.
Hallo Elke,
vielen Dank für dein Feeback.
Es entsteht nicht nur die Tendenz, dass ein Hund für alles eine Ausbildung braucht, sondern den Menschen fallen immer wieder die abstrusesten Jobs für Hunde ein.
Deine Aussage, dass der Hund für alles eine Erlaubnis braucht, um Dinge über sich ergehen zu lassen, finde ich sehr passend.
LG
Bettina
Es ist immer schön und befriedigend für einen selbst, sich als den „besseren Menschen“ zu sehen. Wenn die Hunde der Verfasserin nicht auf einem riesigen, abgesicherten Grundstück mit genügend natürlichen Nahrungsquellen, die erjagt werden können oder mit genügend Nahrungsangebot, leben dürfen, ihre eigene Ordnung haben und nichts zu tun haben, dann ist sie nach ihrer Auffassung nicht die perfekte Hundehalterin, denn dann schränkt sie ihre Hunde mehr oder weniger in ihrer natürlich Lebensweise ein. Hunde sind nun mal domestiziert worden und zwar immer schon, damit sie mit und für dem Menschen zusammen arbeiten. dann dürfte sie ihre Hunde auch nicht in die Stadt mitnehmen, denn sie könnten ja durch eine größere Menschenmenge laufen. Es gibt sehr wohl glückliche Assistenzhunde, denn die Menschen mit denen sie leben, wissen sie sehr zu schätzen und haben weitaus mehr Zeit für sie, als der „normale“ Hundebesitzer und es gibt sehr selbstsichere Blindenführhunde, denen es nichts ausmacht einen Befehl zu verweigern oder die genau wissen, dass sie an einem Hund vorbeigehen und stolz drauf sind, da sie erstens reichlich belohnt werden und zweitens zwei Stunden später nach Herzenslust mit Arrtgenossen toben können. Was in dem Artikel zu recht deutlich gemacht wird, dass es unzählige unqualifizierte Ausbilder gibt, die die Hunde unter Stress ausbilden und die zukünftigen Halter nicht vernünftig auf das Zusammenleben vorbereiten und schulen.
Hallo Johanna,
Hunde sind domestiziert worden, um mit uns zusammen zu leben, mit uns zu jagen, zu hüten, zu bewachen und beschützen. Das tun sie ja teilweise auch noch.
Doch anscheinend ist den Menschen das zu langweilig und deshalb geben sie ihren Hunden immer mehr Jobs oder denken sich irgendwelche abstrusen Jobs aus, für die die Hunde eigentlich nicht geeignet sind.
Ich bin der Meinung, dass Blindenhunde absolut in ihrer Art eingeschränkt werden und einen viel zu harten Job machen. Sie können sich noch nicht einmal mit dem Führgeschirr hinlegen, während einer Busfahrt.
Freundliche Grüße
Bettina Küster
Mein Hund ist ein ganz normaler Familienhund, der gut Apportieren kann, gerne trailt und die Verlorensuche macht und mit Spass dabei ist.
Ich kann die Sorge um den „Hype“ nachvollziehen, die Autorin spricht in ihrem Artikel jedoch sämtlichen Mensch-Hund-Teams die Fähigkeit ab, gemeinsam und füreinander zu arbeiten … All ihre Kritikpunkte, die m.E. als grobe Pauschalisierung in den Raum geworfen werden, sind eigentlich genau die Kritierien, nach denen man sich seine Ausbildungsstätte aus dem Überangebot heraussuchen kann. Die Jobs werden einzeln heraus „gepickt“ und eine differenzierte Darstellung verschiedener Einsätze von Hunden wird grob vernachlässigt. Von sich selbst in den Kommentaren zu behaupten, es sei nun der „1. Artikel“, der sich mit dem Thema beschäftigt, zeigt auf, dass die Recherche vernachlässigt wurde, denn Fachzeitschriften zum Thema Hund im Job befassen sich immer weider mit der Frage, wie man argerecht mit seinem Hund arbeitet.
Der Aufhänger „Ich google ’nur‘ den Begriff Therapiehund“ zeigt den wahren Charakter des Artikels: ohne intensive Recherche und wissenschaftliche Grundlagen wurde hier einem „Hype“ gefolgt, nämlich dem Hype „Ich muss jetzt erstmal schnell dageben an“, denn selbst die Verwendung des Begriffs „Therapiehund“ wird ohne Hinterfragung von der Autorin übernommen. Die eigentliche Erkenntnis „das Angbot im Internet ist voller Müll“ war mir als Leser des Artikels ebenso vorher bekannt, wie die Frage nach einer artgerechten Haltung und Beschäftigung meiner Hunde …
Wenn ich nun also erstmal beginnen sollte „Hundepsychologin“ zu googlen … Oh weia …
Hallo,
glauben Sie wirklich daran, dass die Mensch-Hunde-Teams füreinander arbeiten. Das kann sich nur ein Mensch ausgedacht haben.
Ich spreche in meinem Artikel Mensch-Hunde-Teams an, die sich nicht für das Gefühlsleben ihres Hundes interessieren, und das ist in dem Bereich „Hunde mit Jobs“ leider automatisch so, wenn ich vom Hund etwas verlange, wo er eigentlich gar keinen Bock zu hat, es auszuführen.
Es ist der 1. Artikel der sich damit beschäftigt, dass die Hunde mit Jobs den Job machen, weil es die Menschen von ihnen verlangen, nicht aber weil der Hund es will.
Artgerecht mit einem Hund zu arbeiten bedeutet, dass der Hund Spaß an der Arbeit hat und sich weitgehend freiwillig darauf einlässt.
Offensichtlich ist meine Sichtweise nicht bei Ihnen angekommen. Zum Glück gibt es viele positive Resonanz, auch von denen die sich angesprochen fühlen und mit sachlicher Kritik argumentieren. Darüber freue ich mich sehr.
In diesem Sinne, achten Sie gut auf Ihren Hund oder Ihre Hunde.
Bettina Küster
Hundepsychologin
Ich bin nicht ganz einverstanden mit der Autorin! Woher will sie so genau wissen, ob ein Hund eine Aufgabe nur macht, weil er sie erduldet? Es gibt sooo viele verschiedene Hunde, jeder hat andere Vorlieben, jeder ein anderes Wesen! Unsere Yma ist 11Jahre alt, liebt ihre Besuche im Spital und im Altersheim, ebenso das Training in der Wasserrettung, sie ist eine fantastische Schwimmerin, die Freude daran ist deutlich zu sehen! Was wäre sie für eine arme Hündin, wenn sie einfach nur zuhause sein könnte? Wir haben eine enge gemeinsame Bindung, und können unsre Yma „lesen“, sie ist immer bei uns dabei, will das auch. Aber wir machen sowohl Besuche als auch Wassertraining einmal pro Woche, und sie hat auch grosse Ruhepausen, wir respektieren sie in jeder Beziehung, und lassen ihr auch viele Freiheiten. Yma ist eine glückliche, gefestigte und entspannte Hündin! Und das spüren und wissen wir!
Liebe Frau Scheidegger,
die Frage ist ganz einfach zu beantworten, wenn der Hund es sich aussuchen könnte, würde er bestimmt lieber einen Knochen kauen, oder Nasenarbeit in jedweder Form machen, als auf glatten Böden im Spital oder Altersheim rumzulaufen oder sich von Fremden betouchen zu lassen. Hunde sind nun mal sehr höfliche Wesen und lassen sich normalerweise nicht von Jedem anfassen. Klar, Ihre Yma hat es nicht anders gelernt und lässt sich das gefallen mit ihren 11 Jahren ist sie ja auch schon eine Seniorin. Und wenn sie fantastisch schwimmt, ist doch toll. Mein Hund schwimmt auch wie ein Seepferdchen.
LG
Bettina
Hallo,
Ihr Artikel spricht mir aus tiefstem Herzen. Lasst uns mit unseren Hunden rumgammeln, schlafen, spielen, schwimmen und sie als Gefährten sehen, nicht als Werkzeug, Sportgerät und was nicht sonst noch alles.!!!
Freu mich auf weitere Artikel
LG
Marion
Danke Marion, das freut mich sehr, dass ihre Hunde ein tolles Hundeleben führen dürfen. LG Bettina
Hallo Bettina,
es ist schön, dass du dich als Fachfrau diesem brisanten Thema in dieser Form und öffentlich widmest. Mich würgt diese Hype auf Kosten der Hunde und zur Befriedigung der Egos der Hundehalter schon lange an, aber mir als Hundemensch ohne Ahnungsschein mit Stempel glaubt ja keiner.
Allen, die in diesem Artikel Schwarz-weiß-Malerei sehen oder Undifferenziertheit, die sollten mal nachschlagen, was ein einführender und überblickender Artikel ist und versuchen den Sinn dahinter zu verstehen, anstatt ihr angepisstes Ego zu streicheln.
Und nur nebenbei: im Bereich der Ausbildung von Blindenführhunden, die hier gar nicht primär gemeint sind, herrschen katastrophale Zustände, so schlimm, dass ungeeignete Hunde blinde Menschen in Lebensgefahr bringen.
Also macht mir hier aus purem Unverständnis nicht eine engagierte Frau an, die den Mut hat, sich dieser parasitär ausbreitenden Scheiße zu widmen!
Hallo Henry, danke für diese klaren Worte, deutlicher hätte man es nicht ausdrücken können. LG Bettina
Irgendwie ist meine Antwort hier verschwunden, deshalb schreib ich nochmal.
Ich finde diesen Artikel ganz großartig, liebe Bettina, du hast eine wichtige Diskussion angeschoben und ich hoffe sehr, daß sich doch jetzt ein paar mehr Menschen Gedanken machen, ehe sie den millionsten überforderten und genervten Hund zum ichweißnichtwas-Therapeuten ausbilden.
Was mir immer so extrem aufstößt ist, daß sehr oft Hunde das tun sollen, was eigentlich unsere Aufgabe wäre: sich um alte, kranke, behinderte Menschen kümmern. Keine Tierart der Welt kommt auf solche Gedanken – nur Menschen. Als meine Mutter im Pflegeheim lag, habe ich anfangs oft den Rüden mitgenommen, der damals bei mir lebte. Er wußte sofort, was Sache ist, hat sich sofort um alle (!) Menschen gekümmert, die dort rumliefen, ist zum einen ins Bett gesprungen, hat sich von allen in den irrsten Situationen streicheln lassen, auch wenn sie sich noch so bedrohlich über ihn gestülpt haben, hat versucht meine Mutter zu bewachen und zu beschützen – und war nach einer Stunde mehr kaputt als nach einer 5stündigen Wanderung. Nach kurzer Zeit habe ich ihn nicht mehr mitgenommen, da ich gemerkt habe, wie sehr er unter dem seelischen Notstand dieser Menschen litt. Schon allein aus dieser Erfahrung heraus kann ich nicht verstehen, wie Menschen ihren Hunden so etwas zumuten und nicht sehen können, wenn es den Hunden zu viel wird.
Vielen Dank für deinen Mut, Bettina, dieses heikle Thema anzusprechen, mach weiter so und lass dich nicht annerven, wenn jemand dich anmacht.
Liebe Grüße aus der Uckermark
Ute Rott
Liebe Ute, danke für dein Statement und deine Unterstützung.
Mit dieser ganzen Negativresonanz habe ich eh gerechnet. Ist doch klar, dass die Menschen, die solche Hunde ausbilden nicht damit zurechtkommen, wenn man ihnen den Spiegel vor die Nase hält. Und zum Glück bin ich schon ein großes Mädchen. 🙂
Liebe Grüße
Bettina mit Emma
Liebe Bettina,
Danke für deinen wertvollen Beitrag. Der wertschätzende und respektvolle Umgang mit Hund ist sehr wichtig. Das alles setzen wir ja auch bei friendship for dogs zusammen um. Außerdem zeigt dieser Artikel, wie viele Menschen zum Glück auch achtsam mit ihrem Hund umgehen, das stimmt mich sehr positiv und ich hoffe, es werden immer mehr.
LG
Bettina
Danke für die wahren Worte Bettina. Schön, dass Du darauf aufmerksam machst, dass Hunde ein natürliches Leben leben möchten. Natürlich heißt für mich, dass sie schnüffelnd die Welt auf ihre Wiese entdecken können und ganz besonders, so wie Du es auch schreibst, sehr wohl selbst Entscheidungen treffen sollten.
Hat dies auf Bonmot Block rebloggt und kommentierte:
Deutliche Worte, mit denen ich in Gänze konform gehe.
Hinzu kommt für mich, dass der Mensch sich mehr und mehr auf den Hund verlässt, wobei er seine eigene Intuition verliert. Er achtet nicht mehr selbst auf sich und die Warnsignale, z.B. bei Diabetikern.
Ich muss sagen, dass ich den Artikel auch etwas einseitig finde, jedenfalls aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus.
Ich denke auch, dass ein Hund mit Fulltimejob überfordert ist und man ihm damit sicher keinen Gefallen tut, allein schon wenn man bedenkt, wie viel die Viecher schlafen.
Es gibt aber – wenn vermutlich auch eher selten – Hunde, die es geniessen, angefasst zu werden und durch Fußgängerzonen zu zockeln.
Wir haben zwei Hunde, der eine davon ist ein solches Exemplar. Er stellt sich z.B. mitten in eine Schulklasse und becirct reihum die Schüler, dass sie ihn betatschen. Er schleimt fremde Leute an, wenn er Sympathie sieht, und selbst wenn sie ihm über den Kopf greifen oder Kinder ihn an die Nase grapschen und an den Ohren ziehen, lehnt er sich noch an, wedelt aufmunternd und „bittet“ um Nachschlag. Er hat keine Probleme mit glatten Böden, Stufen, vorbeibretternden Fahrzeugen u.ä., ist im Allgemeinen unheimlich entspannt und schafft es in kürzester Zeit, dass sich so manches ängstliche Kind ebenfalls entspannt. Dieser Hund findet es außerdem sehr spannend, durch die örtliche Fußgängerzone zu streifen, sondass wir ihm da ab und an einen Ausflug gönnen.
Er läuft allerdings praktisch immer frei, d.h. er kann entscheiden, und ich habe mit ihm da nie irgendwas trainiert. Er war einfach von Anfang an (wir haben ihn mit vier Jahren aus dem Tierschutz übernommen) so, hatte immer schon ein absolut tiefverwurzeltes Vertrauen in Menschen. Dafür findet er die freie Natur irgendwann eher langweilig.
Mit diesem Hund wollte ich auch eine Ausbildung zum Besucherhund machen, weil er eben so ein Menschenjunkie ist. Als wir dann endlich eine Organisation gefunden hatten, war er schon acht, da haben wir es gelassen, weil der Hund dann doch lieber noch einen entspannten Lebensabend haben sollte – naja, gut, das ist jetzt schon ein paar Jährchen her. 🙂
Für unseren anderen Hund dagegen wäre bzw. ist das alles Stress, dem wir ihm selbstverständlich ersparen. Dafür gibt’s Mantrailing.
Was ich damit sagen will: Es kommt m.E. ein Stück auch immer auf den Hund an. Wenn man allerdings schon früh mit der Ausbildung zu was auch immer beginnt, dürfte man kaum ersehen können, welcher Hund sich freiwillig und von sich aus in deratige Situationen begibt. Ich meine damit z.B. nicht den Welpen oder Junghund, der fröhlich auf jeden zuläuft, sondern einen Hund, der wirklich von sich aus Bock drauf hat und sich gezielt dafür entscheidet, sich beispielsweise in die Menge zu stürzen.
Naja, und ich muss zugeben, dass es mich schon berührt, wenn ich sehe, wie Hunde Menschen erreichen, die sich anderen Menschen oder ihrer Umwelt verschließen. Ist das nicht auch bei uns allen so? Ist das nicht ein gravierender bzw. der Grund schlechthin, warum man sich Hunde hält? Weil sie einem einfach durch ihre Gegenwart so viel geben, das Leben unheimlich bereichern? Insofern gibt es wohl keinen Hund der nicht irgendwie „missbraucht“ wird.
Liebe Bärbel,
Einseitig ist der Artikel insofern, als dass ich für die Hunde spreche. Wenn du von deinem Hund sprichst, dem es angeblich nichts ausmacht, er aber erst mit vier Jahren zu dir kam, dieser Hund hat es wahrscheinlich nicht anders gelernt, als sich anfassen zu lassen. Und der Mensch denkt, es gefällt ihm gut. Hunde sind jedoch total höfliche Wesen und zeigen es uns und ihren Artgenossen ganz genau, wann sie Kontakt haben möchten.
Ich glaube dir, dass es dich berührt, wenn du siehst wie Hunde Menschen erreichen, mich berührt es dann wenn sie es aus freien Stücken tun und nicht, wenn man etwas von ihnen verlangt.
LG
BEttina